Graduiertenkolleg
Ars und scientia im Mittelalter und in der frühen NeuzeitGraduiertenkolleg: Logo

Eine Dokumentation

1. Auflage, Tübingen 1996, geringfügig überarbeitet und aktualisiert im Juli 1997
Verantwortlich für den Inhalt: Sigrid Müller & Christian Hermes



INHALT

1. Das Graduiertenkolleg - in Kürze


1. DAS GRADUIERTENKOLLEG - IN KÜRZE


2. DIE BETEILIGTEN HOCHSCHULLEHRER


Peter Godman

Studium der mittelalterlichen Geschichte und vergleichender mittelalterlicher Literatur in Cambridge. Promotion in Cambridge und Oxford (1980). Forschungsaufenthalte in Deutschland, Italien und in den USA. Dozentur für Latein des Mittelalters und der Renaissance in Oxford (1988-1990). Seit 1990 Professor für Mittellatein in Tübingen.


Wilfried Hartmann

Studium der Geschichte, Germanistik und Politik (1961-67) an den Universitäten Tübingen und Göttingen. 1967 Staatsexamen und 1969 Promotion in Tübingen. 1976 Habilitation in Salzburg. 1971-1989 Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica in München. 1989 Professor an der Universität Mannheim, 1991 Lehrstuhl für Geschichte an der Universität Regensburg, seit 1994 an der Universität Tübingen. Seit 1993 ordentliches Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica.
Forschungsschwerpunkte: Seit seiner Dissertation (über Manegold von Lautenbach und die Anfänge der Frühscholastik) befaßt mit der Bildungsgeschichte des 11. und 12. Jahrhunderts (Arbeiten über Bibelkommentare dieser Zeit, über den Normannischen Anonymus, später über Rhetorik und Dialektik vom ausgehenden 10. bis zum 12. Jahrhundert).
Außerdem ist Professor Hartmann besonders interessiert an der Entwicklung des Kirchenrechts (in erster Linie in der Zeit vom 9. bis zum 12. Jh.), aber auch an den Veränderungen, die in der Praxis des kirchlichen Gerichts durch das 4. Laterankonzil 1215 angestoßen wurden.
Ein dritter Aspekt seiner Forschungen, der sich mit dem Thema des Graduiertenkollegs berührt, sind seine Interessen an der Bildungsgeschichte und Historiographie des hohen und späten Mittelalters (vor allem 12. und 14. Jahrhundert).


Christoph Huber

Studium Germanistik, Latein, Französisch, Philosophie in München und Nancy; Staatsexamina für das Lehramt an Gymnasien. Promotion und Habilitation in München. Professor für Ältere deutsche Literatur in Bamberg; seit WS 1995/96 in Tübingen.
Forschungsschwerpunkte: Mittelalterliche Sprachtheorie; bildungsgeschichtliche Bezüge Latein-Volkssprache; höfischer Roman der mhd. Klassik (Gottfried von Straßburg).


Sönke Lorenz

Studium der Geschichte und Germanistik. Die Dissertation (1978) ist ein Beitrag zur Geschichte der Hexenverfolgung. 1979 erhielt er eine Assistenstelle an der Universität Stuttgart und wurde 1985 mit einer Arbeit über die älteste Hochschule Deutschlands, Erfurt, habilitiert. 1991 erfolgte die Berufung nach Tübingen.
Die Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich von Universitäts- und Bildungsgeschichte, der Hexen-Forschung und der Siedlungsgeschichte sowie auf diversen Feldern der vergleichenden Landeskunde.


Anton Schindling

Promotion 1974 in Frankfurt am Main, Habilitation 1983 in Würzburg. Berufungen an die Universitäten Eichstätt (1984), Osnabrück (1984 und 1987) und Tübingen. Seit 1995 Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Tübingen. Fachgebiet: Geschichte der Frühen Neuzeit (16.-18. Jahrhundert).
Arbeitsschwerpunkte: Allgemeine Geschichte der Frühen Neuzeit, politische Geschichte und Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches, vergleichende Stadt- und Landesgeschichte, vergleichende Konfessionsgeschichte, Bildungsgeschichte (Schul- und Universitätsgeschichte).
Mitgliedschaften (in Auswahl): Vorstand der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum, Frankfurter Historische Kommission, Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Herausgeberkreis von "Contubernium. Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte", Osnabrücker Graduiertenkolleg "Bildung in der Frühen Neuzeit" (1993-1996), Osnabrücker interdisziplinäres Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit.


Burghart Wachinger

Studium Latein, Griechisch, Deutsch in München und Berlin. 1957-59 und 1961-69 wiss. Assistent bei Hugo Kuhn und Stipendiat der DFG in München. 1959-61 Lecturer in USA (Bryn Mawr College, Harvard University). Seit 1969 Prof. in Tübingen. 1987 Leibniz-Preis der DFG (zusammen mit Walter Haug). Seit 1993 korr. Mitglied der Bayer. Akademie der Wissenschaften.
Fachgebiet: Ältere deutsche Sprache und Literatur. Forschungsschwerpunkte: Lyrik, Heldenepik, spätmittelalterliche Literatur, Überliefe-rungsgeschichte.


Georg Wieland (Sprecher des Kollegs)

Zur Person




3. DIE KOORDINATORIN

Sigrid Müller, Studium Latein, Katholische Theologie, Italienisch in Tübingen und Rom. Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Theologische Ethik. Promotionsstudien und Mitarbeit in der Lehre am St John's College, Cambridge UK (Naden Student 1993-1995) und an der Katholisch-Theologischen Fakultät Tübingen im Fach Theologische Ethik. Seit April 1996 Wissenschaftliche Koordinatorin des Graduiertenkollegs.
Fachgebiet Katholische Theologie, Projekt "Handeln in einer kontingenten Welt. Zum Begriff der recta ratio bei Wilhelm von Ockham". Die Doktorarbeit (im Abschluß begriffen) beschäftigt sich mit der Ockhamschen Ethik, soweit sie aus den theologischen Werken Wilhelms von Ockham in zentralen Elementen eruierbar ist. Die unter den Stichworten Vernunftmoral und Gebotemoral faßbaren aktuellen konträren Deutungen der Ockhamschen Ethik werden an zentralen Texten überprüft und einer neuen Systematik gegenübergestellt. Die textintern erscheinenden Kohärenzprobleme werden auf dem Hintergrund der wissenschafts-theoretischen Randbedingungen gedeutet und auf ihre Konsequenzen für das Verständnis der recta ratio hin zugespitzt. Ein abschließendes Kapitel zeigt die Verbindung zu aktuellen moraltheologischen Problemstellungen auf.


4. DIE STIPENDIATINNEN UND STIPENDIATEN

Dr. Sonja-Maria Bauer (Habilitationsstipendiatin)

Fachgebiet Geschichte
Projekt: Geschichte der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen im 17. und 18. Jahrhundert (1650-1811)

Untersuchung der Philosophischen Fakultät in diesem Zeitraum unter drei Gesichtspunkten: 1) Beim institutionsgeschichtlichen Aspekt stehen die Professoren und die Beschreibung der Lehrstühle im Mittelpunkt sowie die Stellung der Fakultät innerhalb der Universität. 2) Den Schwerpunkt der Arbeit bildet der wissenschaftsgeschichtliche Aspekt. Hier sollen die Lehrveranstaltungen/ Prüfungen (Vorlesungen, Kollegien, Disputationen, Dissertationen) und deren Inhalte sowie Publikationen von Professoren untersucht werden, um sie in den Zusammenhang der allgemeinen Entwicklung der universitären Wissenschaft der Zeit zu stellen. 3) Unter einem weiteren sozial- und bildungsgeschichtlichen Aspekt wird nach Herkunft, Verbindungen, Studienverlauf, beruflicher bzw. wissenschaftlicher Laufbahn von Professoren und Studenten gefragt werden.
Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Geschichte des 19. Jahrhunderts, bes. Vormärz und Revolution von 1848/49, Schwerpunkt: landesgeschichtlicher Aspekt (Dissertation: Die Verfassungsgebende Versammlung in der Badischen Revolution von 1849, Düsseldorf 1991); ortsgeschichtliche Arbeiten.


Frank Bezner

Fachgebiet Mittellateinische Philologie
Projekt: Studien zur integumenalen Hermeneutik des 12. Jahrhunderts

Ziel der Studie ist eine historisch-differenzierende Untersuchung der verschiedenen Funktionen und Implikationen, die eine Hermeneutik des 'integumentum' angesichts einer sich wandelnden Bildungslandschaft zeitigen konnte. Im Vordergrund steht dabei die Beziehung zwischen Sprachreflexion in Dialektik bzw. 'Theologie' und hermeneutischer Reflexion. Untersucht werden die integumenalen Konzeptionen P. Abaelards, Wilhelms von Conches, des Bernardus Silvestris, Alin von Lille, Johannes von Salisbury und rhetorischer 'Fach'-Autoren. Exemplarisch soll die Rezeption der mittelalterlichen integumentum-Konzeption in der florentinischen Renaissance am Beispiel Coluccio Salutatis dargestellt werden.Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Lateinische Lyrik des Hochmittelalters; Astrologie und Magie im MA; Mittelalter-Rezeption der florentinischen Renaissance; Dichtungstheorie (Antike, Mittelalter, Renaissance).


Roman Deutinger

Fachgebiet Mittelalterliche Geschichte
Projekt Rahewin ù ein bayerischer 'Intellektueller' des 12. Jahrhunderts

Bildungsprofil des Klerikers Rahewin anhand der Vorlagen (antike und zeitgenössische) für seine "Gesta Friderici" und seine Dichtungen; seine Biographie; frühere Rezeption der "Gesta".
Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Dreißigjähriger Krieg; Schweden in Mittelalter und Früher Neuzeit; Klöster; Kirchenrecht.


Rainer Grass

Fachgebiet Geschichte/ Philosophie
Projekt: Schlußfolgerungslehre im voruniversitären Erfurt

Es werden drei Traktate untersucht, die an den Erfurter Schulen vor der Einrichtung einer Universität dort im Unterricht gelesen worden sind. Gemeinsames Thema dieser drei Traktate ist die vergleichsweise junge Disziplin der Konsequentien-Lehre, die mithilfe moderner logistischer Darstellungsmittel beschrieben und beurteilt werden soll.


Wolfgang Mährle

Fachgebiet Neuere Geschichte
Projekt: Gymnasium und Akademie in Altdorf (1575-1622)

Im Mittelpunkt des Dissertationsprojekts stehen drei Problemfelder. Ein erster Fragenkomplex soll der Nürnberger Schulpolitik im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert gewidmet sein. Daran schließt sich eine Analyse des Altdorfer Lehrangebots sowie der spezifischen Lehrpraktiken an. Gefragt werden soll, welches Wissen, aber auch welche Werte und Orientierungsmuster am Altdorfer Gymnasium illustre vermittelt worden sind. In einem letzten Schritt soll versucht werden, die in den ersten beiden Problembereichen gewonnenen Ergebnisse in den Kontext gegenwärtiger Forschungsdiskussionen um die späthumanistische Wissenskultur einzubinden.
Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Germanistik; Philosophie.


Vincenzo Mauro

Fachgebiet Mittelalterliche Philosophie
Projekt: Traum und Wahnsinn: Die ratio impedita im 13. Jahrhundert

Ausgangspunkt ist die Seelenlehre des Petrus Johannes Olivi (1247/48-1298). Von ihr aus wird in zwei Forschungsrichtungen gefragt. Erstens werden die Besonderheit der Lehre Olivis und die daraus entstehenden Probleme betrachtet. Zweitens wird ein Vergleich zu zeitgenössischen Autoren unternommen. Schließlich wird die philosophische Lehre im Kontext der Medizin und Rechtslehre verankert.
Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Psychologie im 13. Jh. im Hinblick auf andere Wissenschaften (Astrologie, Medizin); Guilelmus de Alvernia, De universo.


Jörg Seelhorst

Fachgebiet: Ältere deutsche Literaturwissenschaft
Projekt: Formen mystischen Sprechens

Ziel der Arbeit ist es, eine semiotisch fundierte Theorie mystischen Sprechens auszuarbeiten, die es erlaubt, mystische Texte - zunächst des Hoch- und Spätmittelalters - auf formaler Ebene sowohl von philosophischen und theologischen als auch von anderen Formen spiritueller Texte zu unterscheiden. Die Studie wendet sich damit gegen die von philosophischer Seite v. a. im Blick auf Meister Eckhart vorgetragene Kritik am Erkenntniswert des Begriffs "Mystik" (Flasch, Mojsisch, Sturlese).
Die theoretische Konzeption soll anhand einer funktionalen Analyse der wesentlichen Sprachformen der vier bedeutendsten mystischen Textkorpora des Mittelalters in deutscher Sprache überprüft werden: Mechthild von Magdeburg, Meister Eckhart, Johannes Tauler und Heinrich Seuse.
Ausgehend von den Einzelanalysen wird schließlich der Versuch unternommen, einen möglichen Ansatz zur Perspektivierung einer Darstellung der Geschichte der mittelalterlichen Mystik vorzulegen. Die philologische Mystikforschung hat es bisher versäumt, ihre Darstellungen der Geschichte der Mystik von genuin philologischen Fragestellungen leiten zu lassen; das gilt auch für das opus magnum Kurt Ruhs.
Weitere Interessensgebiete/Arbeiten: Höfischer Roman, Heldenepik, Hermeneutische Philosophie, Semiotik.


Raphaela Veit

Fachgebiet: Geschichte, Islamkunde
Projekt: Arabische Kultur auf Sizilien unter den Normannen und ihr Beitrag zur europäischen Kultur- und Geistesgeschichte

Der mit dem Begriff "Renaissance des 12. Jahrhunderts" verbundene geistige Aufbruch Europas ist durch überragenden arabischen Einfluß gekennzeichnet. Die zentrale Rolle bei der Übermittlung griechisch-arabischen Bildungsguts spielte dabei Spanien, aber auch die Leistungen arabischer Wissenschaftler auf Sizilien dürfen nicht unterschätzt werden, kam doch die arabische Kultur durch die normannische Eroberung Siziliens nicht völlig zum Erliegen, im Gegenteil: Das Interesse der normannischen und staufischen Herrscher Unteritaliens an ihr ist hinreichend bekannt, zahlreiche Übersetzungen aus dem Arabischen wurden angefertigt, die normannische Architektur ist geprägt von arabischen Elementen.
Ziel der Arbeit ist eine umfassende, systematische Darstellung arabischer Kultur und Wissenschaft während der Normannenherrschaft in Unteritalien und eine erste Untersuchung ihres Einwirkens auf den geistigen Aufbruch Europas im 11. und 12. Jahrhundert. Sie soll damit einen Beitrag zur Rezeptionsgeschichte arabischen und über die Araber vermittelten griechischen Bildungsguts in Europa bilden. Nicht nur in dieser Hinsicht scheint das islamische Hochschul- und Bildungswesen an der Entwicklung der europäischen Universität von großer Bedeutung gewesen zu sein, so daß auch für die Frage nach den Anfängen der europäischen Universität bzw. ihrer Lehrinhalte und -formen neue Aufschlüsse zu erhoffen sind, wie sie vor allem eine entsprechende Untersuchung der medizinischen Schule von Salerno und der Universität von Neapel verspricht.


Mauritius Wilde O.S.B.

Fachgebiet Katholische Theologie
Projekt: "Das neue Bild vom Gottesbild. Bild und Theologie bei Meister Eckhart"

"Gottesbild" û ein heute häufig und ebenso velfältig gebrauchtes Wort. Als Phänomen längst entdeckt von der Psychologie, doch in seiner Bedeutung als Konstituens von Theologie noch nicht weitreichend erfaßt. Was ist ein Gottesbild eigentlich û theologisch? Meister Eckhart, der Theologe und "Mystiker" des 13./14. Jahrhunderts hat in seinen Werken eine reiche Bildlehre und Bildtheologie entfaltet. Die Arbeit will diese Bildlehre darstellen und ihren Bezug zur Gottesvorstellung Meister Eckharts erhellen. Seine ihm eigene Art, "bilde" bzw. "imago" zu denken, und seine Kunst, Metaphern und narrative Bilder zu gebrauchen, sollen die besondere Bedeutung hervortreten lassen, die das Bild für Meister Eckhart und seine Theologie hat. Einschlägige Metaphern werden in ihrem textimmanenten Funktionszusammenhang analysiert, zentrale Textpassagen interpretiert (Pr. 16a, Pr. 16b, Sermo XLIX, LW III,19-21). So kann die Arbeit erstmals einen umfassenden und systematischen Überblick geben über das Denken und die Theologie und Philosophie Meister Eckharts aus der Perspektive seines Bildbegriffs.


5. DIE KOLLEGIATINNEN UND KOLLEGIATEN

Zu den Kollegsabenden und zu öffentlichen Vorträgen lädt das Graduiertenkolleg auch interessierte Doktoranden und Habilitanden ein, die kein Stipendium von seiten des Kollegs erhalten. Für die Teilnahme an den Veranstaltungen ist ein Vorgespräch mit einem der beteiligten Hoschschullehrer sowie die thematische Relevanz der eigenen wissenschaftlichen Arbeit erforderlich. Der Einfachheit halber werden auch die kooptierten Mitglieder des Kollegs, die das gewöhnliche Aufnahmeverfahren durchlaufen haben, aber kein Stipendium erhalten, zu den Kollegiatinnen und Kollegiaten gezählt.

Zum Zeitpunkt der Erstellung der Broschüre gehören die im folgenden aufgeführten Doktorandinnen und Doktoranden, Habilitandinnen und Habilitanden zum Kreis des Kollegs. Weitere, nicht eigens erwähnte Teilnehmer stammen aus den Fachgebieten Neuere Geschichte (Franz Brendle; Dr. Horst Carl), Mittelalterliche Geschichte (Dr. Knut Görich; Dr. Ludger Körntgen), Evangelische Theologie (Dr. Reinhold Rieger), Kunstgeschichte (Meike Christadler).


Matthias Asche

Fachgebiet Geschichte
Projekt: "Von einer hansischen Samtuniversität zu einer mecklenburgischen Landeshochschule" û Die Universität Rostock in der Frühen Neuzeit.

Matrikelanalyse der Studenten an der Universität Rostock in der Frühen Neuzeit mit dem Ziel der Ermittlung der regionalen und sozialen Herkunft der Studenten nach der Modellstudie von Rainer Schwinges.
Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Konfessionalisierungsprozesse; genealogisch-dynastische Fragestellungen.


Dr. Renate Dürr (kooptiertes Mitglied)

Fachgebiet Geschichte
Projekt: "Evangelische und katholische Seelsorgegeistlichkeit in der frühen Neuzeit am Beispiel von Stadt und Kleinem Stift Hildesheim"

Seit altersher gehörten die Geistlichen zu den Bildungsträgern der abendländischen Gesellschaft. Spätestens seit der Reformation war man außerdem um die Festlegung bestimmter Ausbildungskriterien für den evangelischen wie katholischen Klerus bemüht. Auch wenn schon eine gewisse Anzahl von Einzeluntersuchungen vorliegen, dabei in erster Linie über den protestantischen Pfarrerstand, fehlen bislang Forschungen, die mit einheitlichen Analysekategorien die Amtsträger beider Konfessionen vergleichen. Dies soll nun in einem von Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte an der Universität Potsdam geleiteten und von der VW-Stiftung finanzierten Projekt geleistet werden. In diesem werden an drei Fallbeispielen (Basel und Basel-Land durch Dr. Andreas Wendland; Danzig und das Ermsland durch Dr. Sven Tode; Hildesheim und das Kleine Stift durch Frau Dr. Dürr) jeweils der katholische und der evangelische Seelsorgeklerus über den Zeitraum von 1550 bis 1750 untersucht. Dabei werden das Sozialprofil und der Ausbildungsgang der Geistlichen ebenso thematisiert werden wie ihr Amtsverständnis oder ihre Predigttätigkeit.


Regina Heyder

Fachgebiet Theologie
Projekt: Schriftauslegung und Kirchenväterrezeption in den theologischen Schriften Peter Abaelards

Ziel ist die Herausarbeitung hermeneutischer Prinzipien der Schriftauslegung/ Kirchenväterrezeption Peter Abaelards, um von dort ausgehend eine präzisere Bestimmung seines Theologiebegriffs zu gewinnen. Textgrundlage: die theologischen Schriften Peter Abaelards.
Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Monastische Bewegungen im 12. Jahrhundert.


John Frymire

Fachgebiet Sozialgeschichte der Ideengeschichte (Mittelalter bis Frühe Neuzeit)

John Frymire arbeitet bei Heiko Oberman an der University of Arizona an einer Doktorarbeit im Bereich der sozialgeschichtlichen Erforschung der Entstehung und Weitergabe von Themen, die der Ideengeschichte zugehören. Er ist derzeit als Fulbright-Stipendiat in Tübingen.


Dr. Gabriele Haug-Moritz

Fachgebiet Neuere Geschichte
Projekt: Reichsverfassungsordnung und Konfessionsdissens im Reforma-tionszeitalter: Zur Geschichte des Schmalkaldischen Bundes (1530-1541)

Weitere Interessensgebiete/Arbeiten: Ständegeschichte, Reichsverfassungsgeschichte, Kirchengeschichte.


Dr. Sabine Holtz

Fachgebiet Geschichtswissenschaft
Projekt: Bildung und Herrschaft im 17. Jahrhundert. Das Herzogtum Württemberg zwischen Tradition und Innovation

Am Beispiel des Württembergischen Herzogtums werden die Anfänge einer Systematisierung und Instrumentalisierung eines mittleren und höheren Bildungswesens durch den Landesherrn sowie die Funktionalisierung von (Aus)Bildung für die Verwaltungseliten und die Professionalisierung politischer Kompetenz im Prozeß des Ausbaus des frühmodernen Staates untersucht.
Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Sozialgeschichte Früher Neuzeit, Religiosität Früher Neuzeit (Konfessionalisierung, Volksfrömmigkeit, Volksreligiosität), Mentalitätsgeschichte, Kulturgeschichte.


Ursula Kocher

Fachgebiet Germanistik, Mediävistik
Projekt: Deutsche Rezeption italienischer Novellistik nach Boccaccio

Die Erzählgattung "Deutsche Novelle" konnte sich erst durch allmähliche Übernahme aus anderen Ländern entwickeln. Entscheidend waren dabei vor allem italienische Erzählmuster, auch wenn die Erzählungen oft über lateinisch-humanistische Vermittlung nach Deutschland kamen. Anhand einer narrativen Detailanalyse von ca. zehn ausgewählten Texten, die direkt oder indirekt auf Boccaccio zurückgehen, soll aufgezeigt werden, inwieweit erzählerische Möglichkeiten in der deutschen Auseinandersetzung mit Boccaccio ausgeschöpft wurden oder nicht.


Svenja Kuhfuß

Fachgebiet Anglistik
Projekt: Der Priester als Poet: George Herberts Lyrik im Spannungsfeld von Kirche und Individualität

Die Lyrik des 17. Jahrhunderterts wird in Beziehung zu kirchenpolitischen Entwicklungen in England und Europa gesetzt.


Dr. Henrike Lähnemann

Fachgebiet Ältere deutsche Literaturwissenschaft
Dissertation: Der æRennerÆ des Johannes Vorster. Untersuchung und Edition der Bearbeitung des æRennerÆ des Hugo von Trimberg und der Vorster gewidmeten æSeptem Psalmi de sacramento eucharistieÆ des Erhard Groß (Diss. masch. Bamberg 1995).

Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Spätmittelalterliche Handschriften, Frömmigkeitstheologie.


Agnieszka Madej-Anderson

Fachgebiet Kunstgeschichte
Projekt: Der Dominikaneraltar aus Krakau und die spätmittelalterliche Bildrhetorik

Die Leitfrage des Forschungsvorhabens ist die nach den narrativen und argumentativen Strukturen der spätmittelalterlichen Bilderzyklen und nach dem Verhältnis dieser Strukturen zu den anderen Medien feststellbaren Modellen der Auffassung und der Vermittlung ähnlicher Inhalte. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der ehemalige Hochaltar der Dominikanerkirche in Krakau (ca. 1460-1465) im Kontext der zeitgenössischen Denk-, Schreib- und Andachtsmodelle.


Dr. Anna Mühlherr

Fachgebiet Mediävistik, Ältere deutsche Literatur
Projekt Mariendichtung

Dissertation 'Melusine' und 'Fortunatus'. Verrätselter und verweigerter Sinn, Tübingen 1993 (Fortuna vitrea 10), Diss. 1991.


Corinna Schneider

Fachgebiet Geschichte
Projekt: Die Artistenfakultät der Universität Tübingen 1477-1557. Institution û Lehre û Wissenschaft

Die Arbeit soll zum einen die Institutionengeschichte der Artistenfakultät sichern, die bis zur Reformation noch nicht zusammenfassend dargestellt wurde. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt jedoch auf der Frage nach den Veränderungen im Lehrbetrieb, den Lehrfächern und Lehrinhalten an der Artistenfakultät in der Phase des Übergangs vom Mittelalter (Scholastik) zur Neuzeit (Einfluß von Humanismus, Neues Wissenschaftsverständnis). Dazu sollen die prosopographischen Daten der lehrenden Professoren erhoben und Werk- und Handschriftenverzeichnisse erstellt werden, um hierüber einen Zugriff auf die Lehrinhalte, die die einzelnen Professoren vertraten, zu bekommen. Versucht wird, den Alltag des Lehrbetriebs faßbar und erfahrbar zu machen und zu zeigen, welchen Einflüssen er in dieser Zeit der Veränderungen ausgesetzt war.
Weitere Interessensgebiete/Arbeiten Magisterarbeit: "Die Hexenverfolgung in den Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach"; Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Frühen Neuzeit; Wissenschafts- und Erkenntnistheorie.


Dr. Michael Stolz (Korrespondierendes Mitglied)

Das Graduiertenkolleg hat für besondere Fälle eine korrespondierende Mitgliedschaft vorgesehen. Dabei handelt es sich um eine besondere Verbindung zum Kolleg, die aufgrund räumlicher Distanz nicht in eine aktive Kollegiatenschaft aufgelöst werden kann. Die Korrespondenz soll von einem gegenseitigen Intereresse bestimmt sein. Eine Anfrage nach korrespondierender Mitgliedschaft muß von den am Kolleg beteiligten Hochschullehrer in gemeinsamer Absprache bestätigt werden.

Zur Zeit ist Herr Dr. Michael Stolz das einzige korrespondierende Mitglied des Graduiertenkollegs. Herr Stolz wurde 1993 in Bern promoviert mit seiner Dissertation ä'Tum'-Studien. Zur dichterischen Gestaltung im Marienpreis Heinrichs von Mügeln und arbeitet nun an einer Habilitation im Fach Altgermanistik für die Universität Bern. Sein aktuelles Thema lautet äArtes-liberales-Zyklen. Ein Beitrag zur Allegorisierung und Inszenierung von Wissen im deutschen Mittelalter.ô Im Rahmen seiner Forschungen befindet sich Herr Stolz für einen Zeitraum von zwei Jahren als Visiting Fellow am European Humanies Research Centre in Oxford.


6. INTERDISZIPLINÄRES ZUM THEMA




Ars, scientia und ... Literatur ?

Rolle und Anspruch mittellateinischer
Philologie in einem bildungsgeschichtlich orientierten Graduiertenkolleg

Frank Bezner

Mit mannigfaltigen Gleichnissen und mimetisch zu arbeiten, ist das Wesen der Literatur, die unter allen Wissenschaften inferior ist. Diese Wesensbestimmung der Literatur durch Thomas von Aquin ist Verdikt und Definition zugleich, schließt Dichter und ihre Dichtungen aufgrund ihres besonderen Mediums apodiktisch aus dem Kreis der Disziplinen aus ("procedere autem per similitudines varias et repraesentationes, est proprium poeticae, quae est infima inter omnes doctrinas" - Summa Theologiae I q.1 a.9). Untergeordnet, aber weder isoliert noch autonom spielt die Literatur im Kanon von artes und scientiae allenfalls eine schattenhafte, zwielichtige Rolle û zumindest vor dem Hintergrund jener Ausweitung und Differenzierung, Spezialisierung und Disziplinierung des Wissens, die seit Ende des 11. Jahrhunderts die intellektuellen Landschaften des Hochmittelalters erosionsartig zu verändern begann. Doch die reservierte Haltung des Philosophen/Theologen stellt nur eine Seite der Medaille dar: denn das traditionell nur elementare (da dem Lateinlernen dienende) Studium der Dichtung entwickelte sich nicht zuletzt gerade durch die von Thomas problematisierten Wesenszüge (z.B. Gleichnishaftigkeit und Fiktionalität) zu einem alternativen Medium. Genese und Implikationen dieser "Fabulierfunktion" (E. R. Curtius) zu klären und damit die Rolle des Literarischen in einem 'wissenschaftlichen' Kontext zu verstehen, ist somit eine der zentralen Aufgaben mittellateinischer Literatur-geschichtsschreibung: Literaturgeschichte ist somit Bildungsgeschichte.

Einige Beispiele mögen dies verdeutlichen: Warum entsteht etwa um die Mitte des 12. Jahrhunderts eine neuplatonisierende, allegorische Epik, die sich den aktuellsten und diffizilsten kosmologischen Fragen zuwendet und sie û anders als gleichzeitige Traktate û in poetischer Form zu lösen versucht? Wie reagieren die in rascher Folge zwischen 1150 und 1180 verfaßten Epen wiederum aufeinander? Warum plädieren sie û vor dem Hintergrund zunehmender Spezialisierung û für ein enzyklopädisches Bildungsideal, das alle Disziplinen zu umgreifen sucht? Aus welchen Gründen spielt die hochmittelalterliche lateinische Lyrik mit jenen von der Dialektik inspirierten Denkformen (z.B. der quaestio), die sich in Logik, Philosophie und Theologie durchzusetzen beginnen, und zeigt deren Grenzen? Was bedeutet es, wenn in zahlreichen Verskomödien dialektisches Denken und Schließen ad absurdum geführt wird? Weiterhin: welche sozialgeschichtliche Relevanz hat ein Phänomen wie die lateinische Satire, deren entlarvende Schärfe kaum Grenzen zu kennen scheint û und dies nicht zuletzt im Hinblick auf intellektuelle Umwälzungen? Wie läßt sich ein Phänomen wie die hochartifizielle Bettel- und Vagantendichtung erklären, die im Gewande der Rebellion subtil gegen Tabus verstößt? Welche soziale und intellektuelle Rolle spielen die Verfasser dieser reflektierten und gelehrten, kritischen und durchleuchtenden Dichtung û nicht selten führende Vertreter des (politischen und pädagogischen) 'Establishments'? û All diese (nur an der Oberfläche angerissenen) Fragen zeigen bereits, daß die lateinische Literatur im hohen Mittelalter kein autonomes, sondern ein alternatives Medium ist, das implizit und explizit auf den Diskurs von artes und scientiae reagiert: implizit, insofern offene Fragen und Antworten aller wissenschaftlichen Disziplinen (von der Grammatik bis hin zur Theologie) auf verschiedenste Weise in Dichtung eingehen und die Literatur so zu einem sensiblen Barometer des intellektuellen Klimas wird. Explizit, insofern ihre ausdrückliche Intention darin liegt, bildungsgeschichtlich interessante Phänomene (z.B. Verwissenschaftlichung, Spezialisierung, Popularisierung, Wissensskepsis) zu diskutieren. Es gehört zu den faszinierendsten Aspekten der skizzierten Problematik, daß die Produktion literarischer Werke mit hohem Erkenntnisanspruch von einer hermeneutischen Diskussion begleitet wird, die selbst maßgeblich von den Diskursen der Wissenschaft geprägt ist: die Reflexion über das Wesen der Sprache; der Versuch, das Verhältnis von verba und res zu klären; semantische Diskussionen in Grammatik und Logik, Philosophie und Theologie bilden den Hintergrund für eine wirkungsmächtige Hermeneutik, die dem Bereich des Imaginären eine konstitutive Rolle im Erkenntnisprozeß zuschreibt.

Wirkungsmächtig ist diese Hermeneutik nicht nur, weil sich von hier aus systematische Anstöße für heutige Debatten über die Rolle des imaginaire in der Geschichte des Wissens gewinnen lassen ù sondern vor allem deshalb, weil der im 12. Jahrhundert entwickelte Stand zu einem (kaum untersuchten) Standard für die Folgezeit wurde: literarische und hermeneutische Konzepte italienischer Humanisten von Petrarca bis Poliziano, Verteter einer zweiten bildungsgeschichtlich wichtigen Achsenzeit, greifen auf die Texte einer hochmittelalterlichen Avantgarde zurück.

Nur ein bildungsgeschichtlich offener Ansatz vermag die Literatur des lateinischen Mittelalters adäquat zu interpretieren; umgekehrt ist die Bildungsgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit gerade auch auf jene impliziten Verarbeitungen, Ausprägungen und Transformationen des Wissens angewiesen, wie sie nicht zuletzt in literarischen Texten zum Ausdruck kommen. Mittellateinische Literatur û als Bildungsgeschichte ist somit Teil einer umgreifenden kulturgeschichtlich orientierten Geschichte des Wissens, die sich einerseits einer historisch vergangenen, "manifesten" (Bildungs-)wirklichkeit zuwendet (also Institutionen, Personen, Doktrinen und Argumente, Änderungen im "Material" des Wissens etc. untersucht), aber andererseits diese Rekonstruktion der Wirklichkeit mit der Frage verbindet, in welchem Grade Wissen auch wirklich und wirksam war: wie man es interpretierte und einschätzte; in welche Bereiche es transportiert wurde; welches kreative oder hemmende Potential es zu entfalten vermochte. Daß hierfür Entdisziplinierung im Sinne interdisziplinärer Kooperation notwendig ist, lehrt uns nicht zuletzt die grammatica û jene hochmittelalterliche literatur- und sprachwissenschaftliche Disziplin, welche die poesis als Träger eines umfassenden und übergreifenden Wissens begriff.




æArs und ScientiaÆ ù Versuch einer germanistischen Sichtweise

Henrike Lähnemann

Deutsche Texte und volkssprachige Lehre waren kein Lehrgegenstand an mittelalterlichen Ausbildungsstätten. Aber die Autoren deutscher Texte standen in unterschiedlichster Weise mit Bildungsinstitutionen in Kontakt: Von den Klerikern, die in Stiftsschulen erzogen wurden und später versuchten, ihr theologisches Wissen in die Volkssprache zu vermitteln, bis zu ritterlichen Sängern, die sich polemisch auf die Bildungsvorgaben einer lateinischen Kultur beziehen.

So ist das Material, das germanistisch interessant ist, bunt und vielfältig: Gebrauchstexte wie z.B. deutsche Lernhilfen, die den Zugang zu der fremden Gelehrtensprache Latein erleichtern sollen, stehen neben literarisch hoch anspruchsvollen Entwürfen einer alternativen Bildungswelt, die dezidiert laikal gezeichnet ist, etwa in den Jugendbeschreibungen der Romanhelden Tristan oder Parzival. Hier, im höfisch-laikalen Gegenentwurf zur Universität, werden die lateinisch-theoretischen Begriffe æarsÆ und æscientiaÆ dezidiert lebenspraktisch umgesetzt in ækunstÆ und ælistÆ. Darüber wird dann auch zwischen den höfischen Autoren diskutiert, und in den Selbststilisierungen der drei großen Epiker Harmann von Aue als gelehrter Ritter, von Wolfram von Eschenbach als analphabetischer Ritter und von Gottfried von Straßburg als volkssprachiger æpoeta doctusÆ lassen sich Reaktion auf Anforderungen der lateinischen Kultur und aufeinander beobachten.

Damit wird in der deutschen Dichtung eine Bildungskonzeption entworfen, die ein einseitiges Verständnis von æars und scientiaÆ als dem Alltag entzogenen Elitärwissen immer wieder hinterfragt, gleichzeitig aber mit deren Fundus arbeitet û nicht nur systematisch, sondern genauso auch spielerisch.




Ars und scientia aus philosophischer Sicht

Rainer Grass / Vincenzo Mauro

Die beiden Begriffe "ars" und "scientia" bedeuten schwerpunktmäßig den praktischen und den theoretischen Anteil im wissenschaftlichen Prozeß. Zur "technischen" Seite gehören demnach "Anwendung", "Durchführung", "Erfahrung" und schließlich "Anwendungswissen", während die "epistemische" Seite "Planung", "Reflexion", "Axiomatik" und schließlich "Gründewissen" ausmacht. Den Vollzug der Wissenschaften kann man sich als hermeneutischen Vorgang in einer Art Oszillationsbewegung zwischen diesen beiden Seiten vorstellen, wobei das Gründewissen am Ende einer wissenschaftlichen Unternehmung zum Vorwissen wird, auf dem die Planung der nächsten Untersuchung beruht. Im Idealfall fallen diese Wissensgrundlagen als wiederholt angewandte Lehrsätze im Bewußtsein des Vollziehenden immer weiter zurück, und an ihre Stelle tritt inspiriertes, spontanes Handeln.

Diese intuitive Bestimmung der Bedeutung von äars" und äscientia" läßt sich wegen der Vielzahl von Auffassungen über äWissenschaft" im Mittelalter schwerlich aufrecht erhalten. Als Bezeichnung eines Lehrkanons wird "ars" im 12. Jahrhundert durch Bekanntwerden der äheidnischen" Lehrtexte erheblich erweitert. In der neuen Institution der Universität befruchten sich diese alte Lehrtradition von "trivium" und "quadrivium" und die neuen Wissenschaften in einer Weise, daß Wissen nicht nur tradiert, sondern neu geschaffen wird. Eine neue literarische Gattung, die dieses neuartige Wissenschaftsverständnis im 12. Jahrhundert repräsentiert, ist die "Enzyklopädie" wie das äDidaskalikon" des Hugo von St. Viktor und die Schrift äDe divisione philosophiae" von Gundisalvi. Diese Gattung entwickelt sich im 13. Jahrhundert durch Kenntnisnahme etwa der medizinischen Texte Avicennas, der astrologischen Albumasars u.s.w.: äDe natura rerum" von Alexander Neckam, "De proprietatibus rerum" von Tommaso de Cantipre und û ein Schlußpunkt innerhalb dieses Genres û das "Speculum universale" von Vinzenz von Beauvais.

Nicht nur ist das alte Curriculum gesprengt, mit den naturphilosophischen und ethischen Schriften von Aristoteles sind zugleich die Grenzen des kirchlich sanktionierten Dogmas berührt. Das Aristotelesverbot von 1277 ist nach Duhem zugleich die Geburtstunde einer ganz neuen Wissenschaft. Sie zeichnet sich durch eine elaborierte Methodik aus, die sich im 14. Jahrhundert an mathematischen und logischen Verfahren orientiert (z.B. bei den äcalculatores"). Wenn Hugo von St. Viktor die Logik noch eindeutig als "ars" zur Überprüfung von wahr und falsch einteilen konnte, so hat sich diese Disziplin bereits dermaßen ausgeweitet, daß man einerseits von einer Art "Grundlagenforschung" etwa im Zusammenhang mit semantischen Fragen (Suppositionstheorie) sprechen kann, die nach obiger Schwerpunktbestimmung eher in den Bereich von "scientia" fällt, andererseits aber auch von einem anwendungsorientierten Instrumentar (Konsequentienlehre), was zu "ars" hinneigt. Die Unsicherheit der spätmittelalterlichen Logiker in dieser Frage illustriert diesen Bedeutungswandel für "ars" und "scientia".




"Ars" und "Scientia" und ihre Bedeutung für
Fragestellungen zu einer Universitätsgeschichte der Neuzeit

Sonja-Maria Bauer

Das Forschungsinteresse des Graduiertenkollegs "Ars und Scientia im Mittelalter und in der frühen Neuzeit" geht zunächst vom Aufbruch des 11./12. Jahrhunderts aus, um dessen Auswirkungen auf das mittelalterliche und frühneuzeitliche Verständnis von Wissenschaft, auf die Entstehung der Universitäten, vor allem auf deren Artistenfakultäten, sowie auf Bildungsprozesse und Literaturformen zu untersuchen. Dabei beleuchten "Ars" und "Scientia" u.a. auch begriffsgeschichtlich eine Wandlung im Wissenschaftsverständnis. Das aus der Spätantike tradierte Bildungsprogramm der sieben freien Künste ("artes liberales") prägte bis zum 11. Jahrhundert das mittelalterliche Bildungsprogramm und war Voraussetzung für jegliche Gelehrsamkeit, in erster Linie für die Beschäftigung mit Theologie. Die Rezeption aller Werke des Aristoteles seit dem 12. Jahrhundert und die dadurch bedingte Wahrnehmung anderer, vom christlichen Denken verschiedener Traditionen û v.a. der Antike und des Islam û führte zu einer Wandlung des Wissen-schaftsverständnisses und zu einem neuen Wissenschaftsbegriff, der eine methodisch bewußte und durch Regeln festgelegte Form der Erkenntnis forderte. Als Bezeichnung für diese neue Wissenschaft tritt nun häufig an die Stelle von "ars" die Bezeichnung "scientia", und aus der vorher einheitlich organisierten Erkenntnisart "Wissen" entwickeln sich eine Vielzahl von Wissenschaften mit einem jeweils eigenen Gegenstandsbereich. Dieses veränderte Wissenschaftsverständnis, das in den seit dem 12. Jahrhundert gegründeten Universitäten seinen institutionalisierten Rahmen fand, bildete mit seiner inneren Dynamik und Möglichkeit zur Ausgestaltung immer neuer Wissenschaftsgebiete "eine der wesentlichen Konstanten auch der gegenwärtigen Wissenschaftskultur und kann somit als Beispiel für eine ungebrochene Kontinuität zwischen Mittelalter und Neuzeit gelten" (Vgl. zu diesen Ausführungen: Ingrid Craemer-Ruegenberg, Andreas Speer (Hg.), Scientia und ars im Hoch- und Spätmittelalter, 2 Bände, Berlin/New York 1994, bes.: Vorwort (dort das Zitat, S. IX) und die Aufsätze von Hanns-Martin Klinkenberg und Oleg Georgiev. Lexikon des Mittelalters, Bd. 1, München/Zürich 1980: "Artes liberales", S. 1058ff.).

Ausgehend von dieser Feststellung muß auch im Rahmen einer Universitätsgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts nach dem in der Universität vorherrschenden Wissenschafts-verständnis dieser Zeit sowie seinen Kontinuitäten und Veränderungen gegenüber den Vorstellungen früherer Epochen gefragt werden. Auffällig ist zunächst einmal die in Deutschland (dem "Hl. Römischen Reich deutscher Nation") û nicht aber in Westeuropa û feststellbare institutionelle Kontinuität der Vier-Fakultäten-Universität, mit Artistenfakultät sowie theologischer, juristischer und medizinischer Fakultät, wie sie seit den ersten Universitätsgründungen bestand. Diese institutionelle Kontinuität ließ jedoch durchaus inhaltliche Veränderungen zu, was sich im angesprochenen Zeitraum zunächst begriffsgeschichtlich an der seit dem 17. Jahrhundert immer üblicher werdenden Bezeich-nung "Philosophische Fakultät" für die bisherige "Artistenfakultät" zeigen läßt. In Tübingen beispielsweise benützten die Professoren seit der zweiten Häfte des 17. Jahrhunderts in der Regel den neuen Begriff für die eigene Fakultät, während von staatlicher Seite bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts beide Begriffe parallel verwendet wurden, zuletzt û in den Statuten von 1752 û jedoch nur noch im lateinischen Text, während zeitgleiche deutsche Texte den Begriff der "Philosophischen Fakultät" verwenden. Diese begriffliche Wandlung fand ihre Entsprechungen in einschneidenden Veränderungen in der Organisation und im Lehrangebot der Fakultät, die von der Reformuniversität Halle angestoßen worden waren und im Verlauf des 18. Jahrhunderts alle Universitäten des deutschen Reichs beeinflußten.

Am Beispiel des Fachs Geschichte, das für die Halleschen Reformen eine zentrale Rolle spielte, können auch für die Tübinger Universität die Veränderungen anschaulich gemacht werden. Während hier noch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts Geschichte entweder in der Form eines Beispielkatalogs zur moralischen Erziehung vorgetragen wurde oder û mit schwerpunktmäßig rhetorischem Interesse û römische Schriftsteller gelesen wurden, aus denen dann auch Informationen über die römische Geschichte gewonnen werden konnten, veränderte sich das Lehrangebot um 1700 grundlegend. Im Zentrum der Vorlesungen stand nun die römisch-deutsche Kaisergeschichte und die europäische Staatengeschichte. Gleichzeitig entwickelte sich auch die historische Methodik zu einem eigenen Lehrgebiet, und es wurden historische Hilfswissenschaften, vor allem Diplomatik, Heraldik und Numismatik, angeboten. Auch "Literaturgeschichte", d.h. ein Überblick über historische Quellen und Fachliteratur, sowie Landesgeschichte und Philosophiegeschichte fanden sich im Lehrangebot. Die neue Rolle der Geschichtsforschung wurde in Tübingen 1750 unterstrichen durch die Einrichtung eines eigenen Lehrstuhls für das Fach, eine Entwicklung, die sich in Halle und an anderen deutschen Universitäten teilweise schon wesentlich früher durchgesetzt hatte.

Die neue Bedeutung der historischûwissenschaftlichen Forschung gehört in den Zusammenhang einer das 18. Jahrhundert kennzeichnenden Hinwendung zur Empirie, wie sie sich auch in den Naturwissenschaften zeigte. Sie unterstreicht aber auch die sich mit der Aufklärung verstärkende Historisierung vieler Wissensgebiete und die für den aufgeklärt-absolutistischen Staat typische utilitaristische Verzweckung der universitären Fächer. Die Geschichte sollte nun "Schule für den Staatsmann" sein, mit deren Hilfe der Student Kenntnisse über den eigenen Staat sowie andere deutsche und europäische Länder erwerben konnte, die ihm in seiner späteren Laufbahn in Verwaltung, Politik oder Diplomatie von Nutzen sein konnten. Zu diesem Ziel mußte dieser Student aber auch Jura studieren, und so ist es nicht verwunderlich, daß beispielsweise in Tübingen noch 1770 das Studium der "Historie", wie auch das der Philosophie, der Philologie und der Mathematik, also der anderen Fächer der Philosophischen Fakultät, von der herzoglichen Regierung als Vorbereitung auf ein Studium an den höheren Fakultäten empfohlen wurde (Für die allgemeine Entwicklung der historischen Forschung im 18. Jahrhundert vgl. Anton Schindling, Bildung und Wissenschaft in der Frühen Neuzeit. 1650 - 1800, = Enzyklopädie deutscher geschichte, Band 30, München 1994, bes. S. 54ff.).

Auf der Grundlage der hier an einem Fach beispielhaft angerissenen Entwicklungen werden drei Fragestellungen für die Bewertung der Neuerungen im universitären Wissenschaftsverständnis des 18. Jahrhunderts diskutiert werden müssen: 1. Inwieweit greift gerade auch die neue Bedeutung gewinnende Geschichtswissenschaft auf die philologischen Leistungen des Humanismus zurück, und/oder in welchem Maß entwickelt sie neue wissenschaftliche Methoden? 2. In welchem Maße blieb die Geschichte û und blieben auch die anderen Fächer der Philosophischen Fakultät û trotz zunehmender Verwissenschaftlichung und Entwicklung einer eigenständigen Methodik doch in der propädeutischen Rolle für die "höheren" Fakultäten und tradierten damit die Funktion der mittelalterlichen "artes"? 3. Entwickelte die neue Geschichtswissenschaft trotz der ihr û wie beispielsweise in Tübingen û zugedachten propädeutischen Rolle neben der Ausdifferenzierung verschiedener Disziplinen und der Entwicklung ihrer eigenen Methodik in den Hilfswissenschaften ein eigenständiges spezifisch historisches, ein nicht nur didaktisch-pragmatisch geprägtes Erkenntnisinteresse?




Ein Blick auf Ars und Scientia aus der Sicht der Theologie

Sigrid Müller

Die Stichwörter Ars und Scientia symbolisieren in ihrer Zusammenstellung hauptsächlich die Entwicklung der Theologie zu einer wissenschaftlichen Disziplin. Für sich genommen fällt weiterhin unter den Begriff der scientia die Entwicklung von Institutionen für die theologische Wissenschaft und Lehre und ihre innerdisziplinäre Entfaltung. Daher sind sowohl institutionengeschichtliche wie biographische und systematische (methoden-geschichtliche, disziplingeschichtliche, begriffsgeschichtliche) Ansätze Teil der Beschäftigung der Theologie mit dem Thema ars und scientia.

Die Entwicklung der Theologie zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin vollzog sich vor allem im Zeitraum von 1200 bis 1350 parallel zur Ausbildung erster Universitäten; ihre innerdisziplinäre Entfaltung erstreckt sich dann bis in die Neuzeit, vor allem auch unter dem Einfluß der konfessionellen Trennung. Es war in Auseinandersetzung mit der Philosophie, die sich aus dem Artesstudium als eigenständige Disziplin etablierte und als solche mit der Theologie in Konkurrenz trat, daß die Theologie auf ihre Grundlagen reflektieren mußte und ihr Wissenschaftsverständnis entwickelte. Denn bis zum 11. Jahrhundert deckt sich der Bereich religiösen Wissens (sacra doctrina) mit dem der Philosophie: Weisheitslehre (Philosophie) wird als christliche Weisheitslehre verstanden. Der Umgang mit der Antike und Tradition erfolgt entsprechend unter dem Gesichtspunkt der Integration. In dieser holistischen Betrachtung der Welt ist die Meditation der Heiligen Schrift als Zugang zur übernatürlichen Wahrheit ebenso angemessener Zugang zur Weisheit wie die Einübung in die Tradition durch die Lektüre von Florilegien (in der Grammatik) und die Weitergabe des Wissens, das den gesamten Weltumgang umfaßt (z.B. die Berechnung der Tageszeiten aus der Astronomie und ebenso die artes mechanicae). (Vgl. hierzu und zum folgenden Georg Wieland, Abaelard: Vernunft und Leidenschaft, in: G. Wieland (Hg.), Aufbruch - Wandel - Erneuerung. Beiträge zur äRenaissanceô des 12. Jahrhunderts, Stuttgart 1995, 260-272. G. Wieland, The Reception and Interpretatino of AristotleÆs Ethics, in: A. Kenny u.a. (Eds.), The Cambridge History of Later Medieval Philosophy, Cambridge/ New York 1981, 657-672. Richard Heinzmann, Die Entwicklung der Theologie zur Wissenschaft, in: G. Wieland (Hg.), Aufbruch - Wandel - Erneuerung..., 123-138. Peter Walter, s.v. Barock III. Theologiegeschichte, in: LThK 2, Freiburg u.a. 3. Aufl. 1994, 23-25.) Ein solches Einheitsmodell findet sich in Hugo von St. Viktors Didaskalikon (1096û1141). äTheologieô heißt in diesem Zusammenhang allein der Bereich der Philosophie, der sich mit der natürlichen Gotteserkenntnis beschäftigt. Dieses sapientiale Verständnis der sacra doctrina wird jedoch zunehmend aufgebrochen.

Der erste Umbruch erfolgt in Etappen ab dem 12. Jahrhundert durch die Reflexion auf die Begegnung mit der überlegenen Kultur des Islam und der Rezeption der von ihm weitergegebenen Philosophie des Aristoteles durch Übersetzungen aus dem Arabischen. Als erstes Exempel des Wandels kann Abailards Sic et Non angesehen werden (1122): die christliche Tradition wird dort nicht mehr als Einheit gesehen, sondern in ihrer Widersprüchlichkeit, an die Wahrheitskriterien der Vernunft angelegt werden müssen. Einen Ausdruck in der Wissenschaftseinteilung findet diese Neuordnung des Überlieferten von der Vernunft her bei Domenicus Gundissalinus. Er übernimmt die Grobeinteilung des Aristoteles in Wissenschaften, die von Dingen handeln, die in der Hand des Menschen liegen, die ex opere nostro sind (Politik, Ethik, Ökonomik), und in solche, die non ex opere nostro sind (scientia naturalis, Mathematik, Metaphysik). Das Konzept der Wissenschaft (durch Aristoteles mit dem Kriterium der Möglichkeit evidenter Schlußfolgerungen genauer bestimmt) und eigenständiger Wissenschaftszweige, die nicht mehr auf eine höhere Wissenschaft hingeordnet sind, verdrängt das Konzept der Weisheit. Mit der engeren Bestimmung von Wissenschaftlichkeit fallen die Bereiche wie die artes mechanicae aus dem Lehrkanon heraus, und die Theologie verliert ihre Zentralstellung als zusammenfassende sacra doctrina und wird eine Wissenschaft neben anderen.

Dieser Vorgang der Verwissenschaftlichung geht einher mit der Entwicklung einer Schultheologie, wie sie sich in den Kathedral- und Domschulen entwickelte und in der Gründung von Universitäten Ausdruck fand (z.B. der Zusammenschluß freier Schulen um verschiedene magistri mit der Kathedralschule von Notre Dame zur universitas magistrorum et scholarium an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert).

Die Rezeption der bei Aristoteles ersichtlich eigenständigen Philosophie brachte ein verstärktes Selbstbewußtsein der magistri artium mit sich. Wichtige Elemente für die Entwicklung der Philosophie waren eine Verlagerung der Interessen von der Grammatik (Behandlung von Texten) hin zur Dialektik und Rhetorik, die unter dem Einfluß der Aristotelischen Logik forciert wurde, und ein Verständnis der Metaphysik als universeller Ursachenfrage. Hauptgegenstand wurde die Begründung von Aussagen mit Hilfe vernünftiger Argumentation, nicht durch Autorität als solche. Deshalb nahm die Schlußfolgerungslehre zunehmend mehr Raum ein. Die vor allem auf Methoden gegründete Ausbildung des ehemaligen Triviums beanspruchte, mehr als nur Hilfs-wissenschaft für die weiterführenden Fakultäten zu sein: sie verband damit auch die Überzeugung, die auf logische Weise gefundenen Wahrheiten nicht verbergen zu müssen. Diese Tendenz wurde verschiedentlich durch Lehrverbote im Zaum zu halten versucht. Damit wurde das Ringen um die Identität der Philosophie und Theologie und ihre Methoden angestoßen, das zu ihrer Trennung führte.

Dennoch hielt die logische Beweisführung auch Einzug in die Theologie. Vor allem in den zum Pflichtprogramm der Ausbildung gehörenden Kommentaren zu den sogenannten Sentenzen, der nach Themen geordneten Sammlung von Autoritäten durch Petrus Lombardus (+1160), kamen sie zum Tragen. Dies führt so weit, daß Wilhelm von Ockham zu Beginn des 14. Jahrhunderts sagt, die Dreiheit von Personen bei einer Einheit des Wesens in Gott sei nach logischen Kriterien nicht zu verstehen und könne allein im Glauben angenommen werden. Zusammen mit der Anwendung des aristotelischen Wissenschaftsbegriffs hat die Logik vor allem zu einer genaueren Bestimmung der Theologie als Wissenschaft geführt. Thomas von Aquin unternahm es, Philosophie und Theologie in ihrer Eigenständigkeit und gleichzeitig als prinzipiell kompatibel zu fassen. Den Wissenschaftscharakter der Theologie sichert er, indem er die Theologie wie analog dazu z.B. die Musik bei Aristoteles als eine Wissenschaft sieht, die ihre Prinzipien in einer anderen hat: bei der Musik wäre das die Mathematik, bei der Theologie ist es das göttliche Wissen, das den Menschen auf Erden nur in den offenbarten articuli fidei, den Glaubenssätzen, zugänglich ist. Parallel zur Reflexion auf die Grenzen rationaler Erkenntnis finden sich Theologien mit einem eher mystischen Ansatz, der die Bedeutung der Erfahrung und die Unmittelbarkeit der Gottesbegegnung zur Sprache bringt. Dadurch ergeben sich komplementäre und widerstreitende Konzeptionen von Theologie als spekulativer oder praktischer Wissenschaft und unterschiedliche Gottesbilder.

Nach der Entwicklung des Wissenschaftsverständnisses der Theologie und der Philosophie û was als ein zähes Ringen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts zu denken ist û, verliert das in den Begriffen ars und scientia angedeutete Spannungspotential zwischen Philosophie und Theologie seine Kraft. Ab da wird aus der Sicht der Theologie die Frage nach der innertheologischen Entwicklung der Disziplin vorherrschend.

Für die innertheologische Ausdifferenzierung wäre neben den traditionellen Bibelstudien und den systematischen Fragen, die ihren Ort in Sentenzenkommentaren und Summen haben, als dritter Zweig die Ausbildung des Kirchenrechts zu nennen, die um 1500 im Corpus Iuris Canonici einen Abschluß findet. Dieser Strang ist auch im Blick auf die Entfaltung der praktischen Seite der Theologie, einer Ausbildung der Moraltheologie als eigener Disziplin bedeutsam. Während nämlich mit der Aufnahme der aristotelischen Trennung von Metaphysik und Ethik in die Philosophie der Weg für eine eigenständige Moralphilosophie und Reflexion der Politik geschaffen wurde, blieben im theologischen Bereich nach der ersten Systematik einer Moraltheologie in Thomas von Aquins Summa Theologiae praktische Aspekte vorerst der spekulativen Theologie untergeordnet und wurden als Ausfluß religiöser Praxis behandelt. Die Ausweitung der Bußpraxis in der Kirche ab 1215 (Einführung der Osterbeichtpflicht) führte dabei zur Aubildung einer Kasuistik: für die Priesterausbildung wurden Bußbücher angefertigt, die Handlungen aus religiöser Sicht bewerten halfen. Moraltheologie als Disziplin entsteht damit aufgrund praktischer und nicht aus wissenschaftstheoretischer Notwendigkeit.

Diese auch für die Reformation bedeutsame Entwicklung fand ihre Fortsetzung auf katholischer Seite in der Theologie des Barock (1550û1750), vor allem nach dem Tridentinum (1599 erster Jesuitischer Lehrstuhl für Gewissensfälle). Damit vollzieht sich die Trennung von Dogmatik und Moraltheologie ausdrücklich. Die Bedeutung des Rechts innerhalb der katholischen Theologie (Schule von Salamanca) und dessen Zusammenhang mit der Thomasrenaissance ist eines der wichtigsten Forschungsdesiderate für das Verständnis der Theologie als Wissenschaft in der Frühen Neuzeit. Parallel dazu findet in diesem Zeitraum in den verschiedenen konfessionellen Theologien durch Aufnahme humanistischer Traditionen die Herausbildung der Apologetik, Schriftexegese, Patrologie und Kirchengeschichte statt. Auf protestantischer Seite ist die erneute Aufnahme des Aristoteles an den Universitäten und die dadurch erfolgende primär praktische Orientierung (Politik) wichtiger Untersuchungs-gegenstand. Ebenso wird in der Lutherischen Orthodoxie der Gegenstand der Theologie neu bestimmt und die Offenbarung zum Prinzip der Theologie erklärt, von dem die Glaubensartikel nur abgeleitet sind. Damit verbindet sich ein neues Wissenschaftsverständnis. Im Sinne eines kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Zugangs ist das Verhältnis der Universitäten zu den konfessionell gebundenen Schulen des nachreformatorischen Humanismus bzw. der Jesuiten von großem Interesse.


7. DAS PROGRAMM UND DIE AKTIVITÄTEN


Über das Kernprogramm hinaus, das aus Kollegsabenden und öffentlichen Vorträgen sowie einem Blockseminar pro Semester besteht, treffen sich die Stipendiaten und interessierte Kollegiaten zur Vorbereitung von Gastvorträgen, zu Bibliotheksführungen und fachlichem Austausch. An den Kollegsabenden stellen die Dozenten, Stipendiaten und Kollegiaten ihre Arbeit vor. Einmal pro Semester findet ein Blockseminar mit einem auswärtigen Gastdozenten statt. In unregelmäßigen Abständen wird ein InfoûBlatt mit Ankündigungen von Tagungen und Sommerseminaren und allgemeinen Informationen zu Themen im Umkreis des Kollegs herausge-geben. Außerdem ist das Kolleg dabei, Kontakte ins Ausland zu knüpfen: im Juli 1997 fand ein interdisziplinäres Seminar in Oxford (UK) statt. Kontakte werden derzeit weiterhin geknüpft zum Zentrum für Renaissancestudien in Florenz und zu niederländischen Forchungseinrichtungen.


Sommersemester 1996


Wintersemester 1996/1997


Sommersemester 1997

Übersicht


8. VERÖFFENTLICHUNGEN

Peter Godman

Monographien: Alcuin. The Bishops, Kings and Saints of York Oxford Medieval Texts (Oxford 1982). Poetry of the Carolingian Renaissance (London 1985). Poets and Emperors: Frankish Politics and Carolingian Poetry (Oxford 1987). Charlemagne's Heir: New Perspectives on the Reign of Louis the Pious ed. with R. Collins (Oxford 1990). Latin Literature and the Classics, 400û1700 ed. with O. Murray (Oxford/Warburg 1990). From Poliziano to Machiavelli. Florentine Humanism in the High Renaissance (Princeton, forthcoming 1997). The Silent Masters. Hermeneutics and Literature 1050-1250 (Princeton, forthcoming 1998). Carmina Burana: Texts and Contents (Princeton, forthcoming 2000). Marcello Virgilio Adriani. Scripta inedita. 2 Volumes. Artikel: "Mabillion, Ruinart, Gale et l'Eboracum d'Alcuin", Revue Mabillion LI (1978), S. 1-7; "The Textual Tradition of Alcuin's Poem on York", Mittellateinisches Jahrbuch 15 (1978), S. 35-50; "The AngloùLatin opus geminatum: from Aldhelm to Alcuin", Medium Aevum 50.2 (1981), S. 215-229; "Alcuin's Poetic Style and the Authenticity of "O mea cella" Studi Medievali 3a Ser. 30.2 (1979), S. 555-583; "Latin Poetry under Charles the Bald and Carolingian Poetry" in Charles the Bald: Court and Kingdom, eds. M. Gibson and J. Nelson (Oxford 1981); "Chaucer and Boccaccio's Latin Works" in Chaucer and the Italian Trecento ed. P. Boitani (Cambridge 1983), S. 269-296; "Louis 'the Pious' and his Poets", Früh-mittelalterliche Studien 19 (1985), S. 239-289; "Johannes Secundus and Renaissance Latin Poetry", The Review of English Studies N. S. XXXIX (1988), S. 258-272; "The Poetic Hunt: from Saint Martin to Charlemagne's Heir" in Charlemagne's Heir (op. cit. section a,4), S. 565-589, "T. S. Eliot and Ernst Robert Curtius: A European Dialogue" in Liber. European Literary Review 1 (Oktober 1989); "The Ideas of Ernst Robert Curtius and The Genesis of ELLMA". Epilogue to the reprint of European Literature and the Latin Middle Ages (Princeton 1991), S. 599-653; "Johannes Tertius: Goethe and Renaissance Latin Poetry", Journal of the Warburg and Courtould Institutes LIII (1990), S. 250-265; "Classicism and Erotic Poetry in the Twelfth Century and the Renaissance" in Latin Poetry and the Classics (op.cit. a,5), S. 149-181; "Ambiguity in the Mathematicus of Bernardus Silvestris", Studi Medievali (3a Ser. XXXI.II (1990), S. 583-648; "The Search for Urania: Latin Cosmological Poetry from the Twelfth Century to Pontano" in Innovation und Originalität eds. W. Haug und B. Wachinger (Tübingen 1993), S. 70-97; "Poliziano's Poetics and Literary History" in Interpres XIII (1993), S. 110-209; "Ovid's Sex - Life" Poetica 27 (1995), S. 101-112; "Opus consummatum, omnium artium ... imago. From Bernhard of Chartres to John of Hauvilla", Zeitschrift für Deutsches Altertum und Deutsche Literatur 124 (1995), S. 26-71; "Florentine Humanism between Poliziano and Machiavelli", Rinascimento XXXV (1996), S. 67-122; "Il periodo carolingio" in Lo Spazio Letterario del Medioevo, Vol III (Rome 1996), S. 339-373; "Literaturgeschichtsschreibung im Lateinischen Mittelalter und in der italienischen Renaissance" in Festschrift f. F. J. Worstbrock (1996); "The Ruodlieb and the Verse Romance in the Latin Middle Ages" in Il Romanzo nel Anticità e Medioevo (1996); "A Plurality of Cultures. Classicism, Medievalism, Modernism in the Florentine Renaissance" Arcadia (1996).


Wilfried Hartmann

Publikationen in Auswahl: Manegold von Lautenbach und die Anfänge der Frühscholastik, Deutsches Archiv 26 (1970) S. 47-149; Psalmenkommentare aus der Zeit der Reform und der Frühscholastik, Studi Gregoriani 9 (1972) S. 313-366; Manegold von Lautenbach, Liber contra Wolfelmum (MGH Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 8, 1972); "Mo-dernus" und "antiquus": Zur Verbreitung und Bedeutung dieser Bezeichnungen in der wissenschaftlichen Literatur vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, in: Antiqui und Moderni (Miscellanea Mediaevalia 9, 1974) S. 21-39; Beziehungen des Normannischen Anonymus zu frühscholastischen Bildungszentren, Deutsches Archiv 31 (1975) S. 108-145; Das Konzil von Worms 868. Überlieferung und Bedeutung (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, philol.ûhistor. Klasse, 3. Folge, Nr. 105, 1977); Monumenta Germaniae Historica, Concilia 3: Die Konzilien der karolingischen Teilreiche 843-859 (1984); Die karolingische Reform und die Bibel, Annuarium Historiae Conciliorum 18 (1986) S. 58-74; Der Bischof als Richter. Zum geistlichen Gericht über kriminelle Vergehen von Laien im früheren Mittelalter, Römische Historische Mitteilungen 28 (1986) S. 103-124; Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien (721-911) (1989); Autoritäten im Kirchenrecht und Autorität des Kirchenrechts in der Salierzeit, in: St. Weinfurter (Hg.), Die Salier und das Reich, Bd. 3 (Sigmaringen 1991) S. 425-446; Discipulus non est super magistrum (Matth. 10,24). Zur Rolle der Laien und der niederen Kleriker im Investiturstreit, in: H. Mordek (Hg.), Papsttum Kirche und Recht im Mittelalter. Festschrift für Horst Fuhrmann zum 65. Geburtstag (1991) S. 187-200; Rechtskenntnis und Rechtsverständnis bei den Laien des früheren Mittelalters, in: H. Mordek (Hg.), Aus Archiven und Bibliotheken. Festschrift für Raymund Kottje zum 65. Geburtstag (1992) S. 1-20; Der Investiturstreit (1993, 21996); Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Bd. 1: Frühes und hohes Mittelalter (1995). ù Außerdem weitere Aufsätze im Deutschen Archiv, im Annuarium Historiae Conciliorum und in anderen Zeitschriften und Sammel-werken vor allem zur Rechts-, Kirchen- und Bildungsgeschichte des früheren Mittelalters.


Christoph Huber

Monographien: Wort sint der dinge zeichen. Untersuchungen zum Sprachdenken der mittelhochdeutschen Spruchdichtung bis Frauenlob, Zürich/München 1977 (MTU 64); Die Aufnahme und Verarbeitung des Alanus ab Insulis in mittelhochdeutschen Dichtungen, Zürich/München 1988 (MTU 89); Gottfried von Straßburg, 'Tristan und Isolde'. Eine Einführung, München/Zürich 1986. Aufsätze (in Auswahl): WortûDingûEntsprechungen. Zur Sprach- und Stiltheorie Gottfrieds von Straßburg, in: Grubmüller, Klaus u.a. (Hgg.), Befund und Deutung, FS Hans Fromm, Tübingen 1979, S. 268-302; Karl IV. im Instanzensystem von Heinrich von Mügeln 'Der meide kranz', in: PBB (W) 103 (1981), S. 63-91; Narziß und die Geliebte. Zur Funktion des Narziß-Mythos im Kontext der Minne bei Heinrich von Morungen (MF 145,1) und anderen, in: DVjs 59 (1985), S. 587-608; Höfischer Roman als Integumentum. Das Votum Thomasins von Zerklaere, in: ZfdA 115 (1986), S. 79-100; Von der 'Gral-Queste' zum 'Tod des Königs Artus'. Zum Einheitsproblem des 'Prosa-Lancelot', in: Haug, Walter/ Wachinger, Burghart (Hgg.), Positionen des Romans im späten Mittelalter, Tübingen 1991 (Fortuna vitrea 1), S. 21-38; Die personifizierte Natur. Gestalt und Bedeutung im Umkreis des Alanus ab Insulis und seiner Rezeption, in: Harms, Wolfgang u. a. (Hgg.), Bildhafte Rede in Mittelalter und früher Neuzeit, Tübingen 1992, S. 151-172; Philosophia û Konzepte und literarische Brechungen, in: Haug, Walter/Wachinger, Burghart (Hgg.), Literatur, Artes und Philosophie, Tübingen 1992, (Fortuna vitrea 7), S. 1-22; Mittel-alterliche Ödipus-Varianten, in: Janota, Johannes u. a. (Hg.), FS Walter Haug und Burghart Wachinger, Tübingen 1992, Bd. 1, S. 165-199; Zur mittelalterlichen Roman-Hermeneutik. Noch einmal Thomasin von Zerklaere und das Integumentum, in: Volker Honemann u. a. (Hgg.), German Narrative Literature of the Twelfth and Thirteenth Centuries FS Roy Wisbey, Tübingen 1994, S. 27-38; Spiegelungen des Liebestodes im 'Tristan' Gottfrieds von Straßburg, in: Buschinger, Danielle/Spiewok, Wolfgang (Hgg.), Tristan und Isolde. XXX. Jahrestagung des Arbeitskreises "Deutsche Literatur des Mittelalters", Mont-Saint-Michel 1995, Greifswald 1996, (Wodan 57), S. 127-140; Ritterideologie und Gegner-tötung. Überlegungen zu den 'Erec'-Romanen Chrétiens und Hartmanns und zum 'Prosa-Lancelot', in: Gärtner, Kurt/Kasten, Ingrid/Shaw, Frank (Hgg.), Spannungen und Konflikte menschlichen Zusammenlebens in der deutschen Literatur des Mittelalters, Bristoler Colloquium 1993, Tübingen 1996, S. 59-73.


Sönke Lorenz

Die wichtigsten Veröffentlichungen: Aktenversendung und Hexenprozeß [Diss. Düsseldorf 1978]. Dargestellt am Beispiel der Juristenfakultäten Rostock und Greifswald (1570/82-1630). Bd. I. (Studia Philosophica et Historica. Bd. 1/I.) Frankfurt/M., Bern 1982. 634 S. Bd. II,1: Die Quellen. Die Hexenprozesse in den Rostocker Spruchakten von 1570 bis 1630. (Studia Philosophica et Historica. Bd. 1/II,1.) Frankfurt/M., Bern, New York 1983. 689 S. Bd. II,2: Die Quellen. Die Hexenprozesse in den Greifswalder Spruchakten von 1582 bis 1630. (Studia Philosophica et Historica. Bd. 1/II,2.) Frankfurt/M., Bern, New York 1983. 459 S. Studium generale Erfordense [Habil.ûSchrift Stuttgart 1985]. Zum Erfurter Schulleben im 13. und 14. Jahrhundert. (Monographien zur Geschichte des Mittelalters. Bd. 34.) Stuttgart 1989. XVI, 403 S. Baiersbronn. Vom Königsforst zum Luftkurort.Von Sönke Lorenz und Axel Kuhn. Stuttgart 1992. S. 10-144, 332-345, 350-354. Kaiserswerth im Mittelalter. Genese, Struktur und Organisation königlicher Herrschaft am Niederrhein. (Studia Humaniora. Düsseldorfer Studien zu Mittelalter und Renaissance. Bd. 23.) Düsseldorf 1993. 258 S. Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten. Ausstellung des Badischen Landesmuseums in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichtliche Landes-kunde der Universität Tübingen. Aufsatzband. Hrsg. von Sönke Lorenz. Redaktion: Jürgen Michael Schmidt. (Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karls-ruhe. Bd. 2/2.) Ostfildern 1994. Hexenverfolgung. Beiträge zur Forschung û unter beson-derer Berücksichtigung des südwestdeutschen Raumes. Hrsg. von Sönke Lorenz und Dieter R. Bauer. (Quellen und Forschungen zur Europäischen Ethnologie 15.) Würzburg 1995. Von Schwaben bis Jerusalem. Facetten staufischer Geschichte. Hrsg. von Sönke Lorenz u. Ulrich Schmidt. (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Nr. 61.) Sigmaringen 1995. Das Ende der Hexenverfolgung. Hrsg. von Sönke Lorenz und Dieter Bauer. (Hexenforschung 1.) Stuttgart 1995. Schule und Schüler im Mittelalter. Beiträge zur europäischen Bildungsgeschichte des 9. bis 15. Jahrhunderts. Hrsg. von Martin Kintzinger, Sönke Lorenz, Michael Walter. (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte. H. 42.) Köln, Weimar, Wien 1996.


Anton Schindling

Monographien und Aufsätze (in Auswahl): Humanistische Hochschule und freie Reichsstadt. Gymnasium und Akademie in Straßburg 1538 bis 1621. Wiesbaden 1977 (französische Übersetzung 1988). Die Universität Gießen als Typus einer Hochschulgründung. In: P. Moraw/V. Press (Hg.): Academia Gissensis. Marburg 1982, S. 83-113. Die Juliusuniversität im Zeitalter der Aufklärung. In: P. Baumgart (Hg.): 400 Jahre Universität Würzburg. Neustadt/Aisch 1982, S. 77-127. Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur reichspoliti-schen Stellung Osnabrücks in der Frühen Neuzeit. In: Osnabrücker Mitteilungen 90 (1985), S. 97-120. Reichskirche und Reformation. In: J. Kunisch (Hg.): Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte. Berlin 1987, S. 81-112. Die katholische Bildungs-reform zwischen Humanismus und Barock. In: H. Maier/V. Press (Hg.): Vorderösterreich in der Frühen Neuzeit. Sigmaringen 1989, S. 137-176. Frankfurt am Main 1555-1685. In: Frankfurt am Main. Die Geschichte der Stadt. Sigmaringen 1991, S. 205-260. Die Anfänge des immerwährenden Reichstags zu Regensburg. Ständevertretung und Staatskunst nach dem Westfälischen Frieden. Mainz 1991. Bildung und Wissenschaft in der Frühen Neuzeit 1650-1800 (Enzyklopädie Deutscher Geschichte). München 1994. Herausgeber: Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500-1650 (bislang 6 Bde.). Tlw. 2. und 3. Auflage, Münster 1989-1996 (gemeinsam mit W. Ziegler). Die Kaiser der Neuzeit 1519-1918. Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland. München 1990 (gemeinsam mit W. Ziegler). Schelenburg, Kirchspiel, Landgemeinde. 900 Jahre Schledehausen. Bissendorf 1990 (gemeinsam mit K.J. Bade und H.-R. Jarck). Damme. Eine Stadt in ihrer Geschichte. Sigmaringen 1993 (gemeinsam mit K. J. Bade u.a.).


Burghart Wachinger

Monographien: Studien zum Nibelungenlied. Vorausdeutungen, Aufbau, Motivierung, 1960; Sängerkrieg. Untersuchungen zur Spruchdichtung des 13. Jahrhunderts, 1973; Der Mönch von Salzburg. Zur Überlieferung geistlicher Lieder im späten Mittelalter, 1989. Aufsätze seit 1988 in Auswahl: Hohe Minne um 1300, WolframûStudien 10 (1988) 135-150; pietas vel misericordia. Exempelsammlungen des späten Mittelalters und ihr Umgang mit einer antiken Erzählung, in: Kleinere Erzählformen im Mittelalter, hg. v. K. Grubmüller u.a., 1988, S. 225-242; Was ist Minne?, PBB 111 (1989) 252-267; Heinrich von Neustadt, æApollonius von TyrlandÆ, in: Positionen des Romans im späten Mittelalter, hg. v. W. Haug u. B. W., 1991, S. 97-115; Der Dekalog als Ordnungsschema für Exempelsammlungen, in: Exempel und Exempelsammlungen, hg. v. W. Haug u. B. W., 1991, S. 239-263; Autorschaft und Überlieferung, in: Autorentypen, hg. v. W. Haug und B. W., 1991, S. 1-28; Frauenlobs cantica canticorum, in: Literatur, Artes und Philosophie, hg.v. W. Haug u. B. W., 1992, S. 23-43; Convivium fabulosum. Erzählen bei Tisch im 15. und 16. Jahrhundert, besonders in der 'Mensa philosophica' und bei Erasmus und Luther, in: Kleinere Erzählformen im 15. und 16. Jahrhundert, hg. v. W. Haug und B. W., 1993, S. 256-286; Die Passion Christi und die Literatur. Beobachtungen an den Rändern der Passionsliteratur, in: Die Passion Christi in Literatur und Kunst des späten Mittelalters, hg.v. W. Haug und B. W., 1993, S. 1-19; Kleinstformen der Literatur. Sprachgestalt û Gebrauch û Literaturgeschichte, in: Kleinstformen der Literatur, hg. v. W. Haug und B. W., 1994, S.1-38; Entstehung und Konzeption, in: Mensa philosophica, hg.v. E. Rauner u. B. W., 1995, S. 202-210; Schichten der Ethik in Wolframs æWillehalmÆ, in: Alte Welten û neue Welten. Akten des IX. Kongresses der Internationalen Vereinigung für germanische Sprach- und Literaturwissenschaft, Bd.1, 1966, S. 49-59. Herausgeberschaft (Auswahl): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon (seit Bd. 1, 1978, Mitherausgeber; ab Bd. 9, 1995, Hauptherausgeber); Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts (zusammen mit Horst Brunner); Fortuna vitrea. Arbeiten zur literarischen Tradition zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert (zusammen mit Walter Haug).


Georg Wieland

Auswahl an Veröffentlichungen: Untersuchungen zum Seinsbegriff im Metaphysikkommentar Alberts des Großen, 1972, 2. Aufl. 1992; Ethica ù Scientia practica. Die Anfänge der philosophischen Ethik im 13. Jahrhundert, 1981. Pluralität und Einheit der philosophischen Disziplinen, in: W. Kluxen (Hg.), Thomas von Aquin im philosophischen Gespräch, Freiburg 1975, 266-271. Die Gottesbeweise des Moses Maimonides und die Ewigkeit der Welt, in: Philosophisches Jahrbuch 82 (1975), 72-89. The Reception and Interpretation of Aristotle's Ethics, in: A. Kenny u. a. (Eds.), The Cambridge History of Later Medieval Philosophy, Cambridge/New York 1981, 657-672. Happiness. The Perfection of Man, in: A. Kenny u. a. (Eds.), The Cambridge History..., a.a.O., 673-686. Zwischen Naturnachahmung und Kreativität. Zum mittelalterlichen Verständnis der Technik, in: Philosophisches Jahrbuch 90 (1983) 258-276. Plato oder Aristoteles? - Überlegungen zur Aristoteles-Rezeption des lateinischen Mittelalters, in: Tijdschrift voor Filosofie 47 (1985) 605-630. Editionen mittelalterlicher Philosophie, in: W. Jaeschke, H. Krings u. a. (Hg.), Buchstabe und Geist - Zur Überlieferung und Edition philosophischer Texte, Hamburg 1987, 155-169. Rationalisierung und Verinnerlichung. Aspekte der geistigen Physiognomie des 12. Jahrhunderts, in: Philosophie im Mittelalter. Entwicklungslinien und Paradigmen, Hamburg 1987, 61-79. Die Rezeption der aristotelischen "Politik" und die Entwicklung des Staatsgedankens im späten Mittelalter: am Beispiel des Thomas von Aquin und des Marsilius von Padua, in: Recht- und Sozialphilosophie des Mittelalters, Frankfurt 1990, 67-81. Abaelard: Vernunft und Leidenschaft, in: G. Wieland (Hg.), Aufbruch û Wandel û Erneuerung (= Nr. 12) 260-272. Der Mendikantenstreit und die Grenzen von Theologie und Philosophie, in: G. Wieland u.a. (Hg.), Philosophy and Learning (= Nr. 13) 17-28. Herausgeber und Mitherausgeber: Sprache und Erkenntnis im Mittelalter, 1981; Philosophie des Mittelalters. Entwicklungslinien und Paradigmen, 1987, 2. Aufl. 1996; Rechts- und Sozialphilosophie des Mittelalters, 1990; Philosophy and Learning. Universities in the Middle Ages, 1995; Aufbruch û Wandel û Erneuerung. Beiträge zur "Renaissance" des 12. Jahrhunderts, 1995.


Sonja-Maria Bauer

Die Badische Mairevolution von 1849 (zusammen mit Regine Schneider), in: Demokratie- und Arbeitergeschichte, Jahrbuch 1, hg. von der Franz-Mehring-Gesellschaft, Stuttgart 1980. Die Verfassunggebende Versammlung in der Badischen Revolution von 1849. Darstellung und Dokumentation (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 94), Düsseldorf 1991. Vom Zeitalter Napoleons bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, und: Zwischen Demokratie und Diktatur: Die Jahre 1919û1945, in: Rudersberg, Das mittlere Wieslauftal und seine Ortschaften, Gemeinde im Wandel, Bd. 1, Eine Schriftenreihe des Instituts für geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfsissenschaften, hg. von Sönke Lorenz und Andreas Schmauder, Sigmaringen 1995. "... den Lustre und Aufnahm der Universität zu befördern". Herzog Carl Eugen von Württemberg und die Universität Tübingen im 18. Jahrhundert, in: Bausteine zur Tübinger Universitätsgeschichte, hg. von Volker Schäfer, Folge 8, Tübingen 1996.


Roman Deutinger

Lobgedicht auf vier Mitglieder des Inneren Rates, in: 1542û1992. 450 Jahre evangelische Kirche in Regensburg. Eine Ausstellung der Museen der Stadt Regensburg in Zusam-menarbeit mit der EvangelischùLutherischen Kirche in Regensburg, Museum der Stadt Regensburg, 15. Oktober 1992 bis 19. Januar 1993, S. 373û374. Schwedische Verwüstungen in Bayern 1646/48. Ein Ansatz zur Neuinterpretation anhand schwedischer Quellen, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 57 (1994) S. 719û733. Der nordische Unionskönig Christoph von Bayern (1416û1448). Ein Forschungsbericht, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 135 (1995) S. 25û41. Neue Handschriftenfragmente zum Dekret Ivos von Chartres, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 51 (1995) S. 539û542. Das Straubinger Simonkastenamt. Beobachtungen zu den Rechnungsbüchern 1536 bis 1806, in: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung 98 (1996), im Druck. Rufinus von Sorrent, De bono pacis (MGH Studien und Texte 17), Hannover 1997.


Renate Dürr

Mägde in der Stadt. Das Beispiel Schwäbisch Hall in der Frühen Neuzeit, Frankfurt a. M. 1995. Von der Ausbildung zur Bildung: Erziehung zur Ehefrau und Hausmutter in der Frühen Neuzeit, in: Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung in Deutschland (12.û20. Jh.), hg. von Elke Kleinau/Claudia Opitz, Bd. 1, Frankfurt a. M. 1995. Der katholische Seelsorgeklerus: Amtsverständnis, Sozialisation und Rollenbild (in Vorbereitung).


Sabine Holtz

Schule und Reichsstadt. Bildungsangebote in der Freien Reichsstadt Esslingen am Ende des späten Mittelalters. In: Kintzinger, Martin û Lorenz, Sönke û Walter, Michael (Hgg.): Schule und Schüler im Mittelalter. Beiträge zur europäischen Bildungsgeschichte des 9.û15. Jahrhunderts. Köln, Weimar, Wien 1996 (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte, 42) S. 441û468.


Michael Stolz

Aufsätze: Maria und die Artes liberales. Aspekte einer mittelalterlichen Zuordnung, in: Maria in der Welt. Marienverehrung im Kontext der Sozialgeschichte. 10.û18. Jahrhundert, hg. von Claudia Opitz/Hedwig Röckelein/Gabriela Signori/Guy P. Marchal, Zürich 1993 (Clio Lucernensis 2), S. 95û120; Heinrichs von Mügeln Fürstenpreis auf Karl IV. ûPanegyrik, Herrschaftslegitimation, Sprachbewußtsein, in: Literatur im Umkreis des Prager Hofs der Luxemburger. Schweinfurter Kolloquium 1992, hg. von Joachim Heinzle/L. Peter Johnson/Gisela Vollmann-Profe, Berlin 1994 (Wolfram-Studien 13), S. 106û141; Figurate dicta elucidare. Notkers des Deutschen Martian û Übersetzung im Spannungsfeld von Dichtkunst und Artes-Lehre, in: Oxford German Studies 24 (1995), S. 1û14; Körper und Schrift. Wissensvermittlung im <Psalterium glossatum> von Wilhelm Müncher (1418), in: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im deutschen Mittelalter, hg. von Timothy R. Jackson/Nigel F. Palmer/Almut Suerbaum, Tübingen 1996, S. 39û60 (im Druck). Rezensionen: Christoph Huber, Die Aufnahme und Verarbeitung des Alanus ab Insulis in mittelhochdeutschen Dichtungen. Untersuchungen zu Thomasin von Zerklaere, Gottfried von Straßburg, Frauenlob, Heinrich von Neustadt, Heinrich von St. Gallen, Heinrich von Mügeln und Johannes von Tepl. (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 89) München û Zürich 1988, in: Arbitrium 12 (1994), S. 158û164; Martin Irvine, The Making of Textual Culture. Grammatica and Literary Theory, 350û1100, Cambridge, 1994, in: Medium Aevum 64,2 (1995), S. 295-297; Dennis Howard Green, Medieval Listening and Reading. The primary reception of German literature 800-1300, Cambridge 1994 û erscheint in: Germanisch-Romanische Montsschrift; James Simpson, Sciences and the Self in Medieval Poetry. Alan of Lille's <Anticlaudianus> and John Gower's <Confessio amantis>, Cambridge 1995 (Cambridge Studies in Medieval Literature 25) û erscheint in: Arbitrium. Lexikonartikel: Artikel: 'Tetzel, Gabriel' - erscheint in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, zweite, völlig neu bearbeitete Auflage hg. von Kurt Ruh u.a., Berlin 1978 ff.


Mauritius Wilde O.S.B.

Choralbuch für die Meßfeier, Interlinearübersetzung des Graduale Romanum, Münsterschwarzach 1993.



Tübingen, Juli 1997 (S. Müller / Chr. Hermes)
Schreiben Sie uns!(georg.wieland@uni-tuebingen.de)